Beziehungen Österreich – Republik Korea

Die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und der Republik Korea waren stets freundschaftlich und trotz der geographischen Distanz von regelmäßigem Austausch getragen. Beide Länder pflegen den Dialog und die Zusammenarbeit, diese wurden durch den Staatsbesuch von Präsident Moon Jae-in vom 13. bis 15. Juni 2021 in Wien durch eine strategische Partnerschaft ausgeweitet. Es war überhaupt die erste Visite eines koreanischen Staatsoberhauptes in Österreich. Der damalige österreichische Bundespräsident Dr. Heinz Fischer war im Jahr 2007 auf Staatsbesuch in der Republik Korea und Bundeskanzler Kurz stattete dem Land im Februar 2019 einen offiziellen Besuch ab.

Chargé d’Affaires Yoon mit koreanischen Vertretern und Community

Beide Länder blicken auf eine 130-jährige Geschichte bilateraler Beziehungen zurück. Auf parlamentarischer Ebene bestehen bereits Freundschaftsgruppen. Abgesehen von einer engen diplomatischen Zusammenarbeit im multilateralen Rahmen reichen gemeinsame Interessensgebiete von Abrüstung und Entwicklungspolitik, bis hin zu einer nachhaltig „grünen Wirtschaft“. Wirtschaftlich steht die Republik Korea an dritter Stelle unter den Handelspartnern Österreichs in Asien. Im Tourismusbereich konnte man einen enormen Zuwachs feststellen, innerhalb der letzten Jahre ist die Zahl der koreanischen Touristen um beinahe 300 Prozent gestiegen. Abgesehen davon haben derzeit über 60 österreichische Unternehmen in Südkorea eine Niederlassung.

Damen in der koreanischen Nationaltracht Hanbok

Sehr gut entwickelt haben sich die Beziehungen im kulturellen Sektor, vor allem auf dem Gebiet der Musik. Die Koreaner schätzen vor allem klassische Musik aus Österreich, umgekehrt ist seit nunmehr einigen Jahren ist ein Boom der koreanischen Populärkultur, vor allem K-Pop wie etwa die BTS-Band und K-Dramen, in Österreich spürbar. 28 Universitäten und Fachhochschulen in Österreich unterhalten 92 Partnerschaftsabkommen mit koreanischen Hochschulen. Das Korea Kulturhaus im Wiener Donaupark ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen koreanischen Community und trägt weiterhin diesen Namen, das Zentrum für koreanischen Kulturaustauch soll aber in Zukunft das heuer neu zu eröffnende Korea Kulturzentrum im 1. Bezirk, Kärtner Straße 43 werden. In ganz Österreich, aber speziell in Wien gibt es mittlerweile eine große Anzahl koreanischer Restaurants, die sich großer Beliebtheit und Zuspruchs erfreuen.

Chargé d’Affaires der Botschaft und der Ständigen Vertretung der Republik Korea bei den Internationalen Organisationen in Wien, Herr Yeonjean Yoon mit Ehefrau

Die allerersten Kontakte von Österreichern zu Korea entstanden durch die Tätigkeit von Missionaren am chinesischen Hof. Der Jesuit Martino Martini verfaßte den Novus Atlas Sinensis (1655) mit einer kartographischen Darstellung Koreas und einer Landesbeschreibung, welche die älteste deutschsprachige Informationsquelle über Korea darstellt. Zu einem bisher unbekannten Anlaß erhielt Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1894 vom koreanischen König Gojong (dem letzten König der Joseon-Dynastie) das Kriegskleid eines koreanischen Prinzen als Geschenk. 1886 ankerte erstmals ein Schiff der k.u.k. Marine, die SMS Nautilus, in einem koreanischen Hafen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 1914, haben zehn Schiffe der österreichisch-ungarischen Flotte, die sogenannten „Ostasien-Stationäre“, in koreanischen Gewässern Flagge gezeigt. Der Reiseschriftsteller Ernst von Hesse-Wartegg verfaßte 1894 eine eingehende Beschreibung von Koreas Bevölkerung, Gesellschaft und Sitten. Das Werk behielt zwanzig Jahre lang eine Alleinstellung in der deutschsprachigen Reise- und Fachliteratur.

Der erste völkerrechtliche Vertrag, der Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrages zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Joseon wurde am 23. Juni 1892 in Tokyo unterzeichnet und damit diplomatische Beziehungen aufgenommen. 1900 überreichte erstmals ein kaiserlich koreanischer Botschafter in Wien Kaiser Franz Joseph I. sein Beglaubigungsschreiben. 1897 wurde das Ballett „Die Braut von Korea“ vom österreichischen Komponisten Josef Bayer an der Wiener Hofoper uraufgeführt, darin haben ein koreanischer Prinz und seine Geliebte die Hauptrollen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen am 18. Oktober 1963 die Republik Österreich und die Republik Korea diplomatische Beziehungen miteinander auf. Die Republik Korea eröffnete bereits 1967 eine Botschaft in Wien, 1985 eröffnete Österreich schließlich eine eigene Botschaft in Seoul.

Der Staatsgründer der Republik Korea und deren erster Präsident, Syngman Rhee, war mit der Österreicherin Franziska Donner verheiratet. Sie wurde dadurch zur ersten First Lady des jungen Staates und trat in dieser Funktion von 1948 – 1960 stets an der Seite ihres Gatten auf. Nach dem Tode von Syngman Rhee verbrachte sie ihren Lebensabend in Seoul, wo sie 1992 verstarb.

Die Tiroler Krankenschwestern Marianne Stöger und Margaritha Pissarek kamen in den 1970iger Jahren auf die kleine Insel Sorok-do im Süden des Landes zur Pflege von Leprapatienten und deren Kinder, wo sie mehr als 40 Jahre lang blieben und sich diesen Menschen, denen damals der Kontakt nach außen verboten war, widmeten. Im Parlamentsgebäude in Seoul ist den beiden Österreicherinnen eine Dauerausstellung gewidmet.

Eine ganz spezielle und persönliche Verbindung zu Österreich hat allerdings der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon. Bevor er in diese Funktion gewählt wurde, war er von 1998 bis 2000 Botschafter in Wien, die Stadt als einer der vier Hauptsitze der UNO gewann seine besondere Wertschätzung. 2018 rief er in Wien das „Ban Ki-moon – Center for Global Citizens“ ins Leben, dem er gemeinsam mit Alt-Bundespräsident Heinz Fischer vorsteht. Das BKM-Center widmet sich Zukunftsthemen von Mensch und Gesellschaft und kooperiert eng mit den über 40 internationalen Organisationen und Einrichtungen, die in Wien beheimatet sind.

Die 23.Olympischen Winterspiele im Februar 2018 in Pyeongchang waren für die österreichischen Sportler in jeder Hinsicht ein voller Erfolg, herausragender Sportler war Marcel Hirscher mit zwei Goldmedaillen. Österreich holte insgesamt 14 Medaillen (fünf Gold, drei Silber, sechs Bronze) und belegte damit Rang zehn in der Medaillenwertung. Dr. Michael Schwarzinger, der zu dieser Zeit österreichischer Botschafter in Seoul war, merkte an, daß Pyeongchang übrigens in der Vorauswahl der härteste Mitbewerber für Salzburg war, das bekanntlich leer ausgegangen ist, aber das war für den Sportgeist überhaupt nicht von Bedeutung.

Im Juli 2022 brandete das österreichische Out-of-Home-Medienunternehmen Gewista für die Botschaft der Republik Korea in Österreich zwei Wiener Straßenbahnen. Damit sollten die freundschaftlichen Beziehungen tiefer ins Bewußtsein der Bevölkerung gerückt und zugleich auch auf die EXPO 2030 in der Hafenstadt Busan aufmerksam gemacht werden.

Am 2. Oktober 2022 fand zur Feier von 130 Jahren diplomatische Beziehungen zwischen der Republik Österreich und der Republik und anläßlich des koreanischen Nationalfeiertags im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins ein Konzert des Korean National Symphony Orchestras statt, es stand unter der Leitung von Maestro Chi-Yong Chung und beinhaltete Auftritte der Sopranistin Sunhae Im, dem Tenor Alfred Kim und und dem Bassisten Jongmin Park mit einem abwechslungsreiches Programm, angefangen von den berühmten koreanischen Komponisten Texu Kim, Geung-so Im, Ansam Lee über Melodien von Gioacchino Rossini, Franz Lehár, Wolfgang Amadeus Mozart und Peter Iljitsch Tschaikowskij bis zu Rudolf Sieczynski’s “Wien “Wien nur du allein”.

Im Anschluß an das Konzert lud Herr Yeonjean Yoon, Chargé d’Affaires der Botschaft und der Ständigen Vertretung der Republik Korea bei den Internationalen Organisationen in Wien gemeinsam mit seiner Gattin, Frau Park zu einem Empfang ins Hotel Imperial.

(Okt.22, Text: Hermann Kroiher © Diplomacy and Commerce)