150 Jahre Wiener Staatsoper

Foto: Jubiläumskonzert 150 Jahre Wiener Staatsoper © Wiener Staatsoper, Michael Pöhn

Die Staatsoper in Wien – allein der Name klingt schon wie Musik. Das Haus am Ring feiert in diesem Jahr sein 150jähriges Bestehen und aus diesem Anlaß hat sich die Leitung der Staatsoper  viel vorgenommen. Man blickt ja nicht nur auf eine bewegte Vergangenheit mit vielen Höhepunkten zurück, Tradition verpflichtet, denn schließlich gehört die Wiener Staatsoper zu den führenden und prestigeträchtigsten Opernhäusern der Welt.

Am 25. Mai 1869 wurde die Eröffnung in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth mit einer Premiere von „Don Juan „von Mozart gefeiert. Die verlorene Schlacht bei Königgrätz gegen Preußen im Jahre 1866  war noch in lebhafter Erinnerung, aber die Wiener sahen trotzdem keinen Grund, auf das Feiern zu verzichten. Kultur war damals eine Angelegenheit, die vorwiegend dem Kaiserhaus, dem Adel und der hohen Beamtenschaft vorbehalten war.

Ein Meilenstein in der Geschichte des Hauses war sicher die Berufung von Gustav Mahler 1897 an das Operntheater. In seiner zehnjährigen Direktionszeit erlebte die Oper eine Blütezeit. Er führte nur wenige Uraufführungen durch, aber unter seiner Leitung entwickelte sich das Operntheater zu einem der weltweit führenden Opernhäuser. Mahler stand für höchste Qualitätsansprüche, reformierte die Oper und vereinte in seiner Person den Dirigenten und Opernregisseur.

In der Zeit des Nationalsozialismus kam es zum Abgang, zu Verfolgungen und Ermordungen von Künstlern und Angestellten und für etliche Werke gab es ein Aufführungsverbot.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann man sofort wieder in allen Bereichen mit der Revitalisierung des Opernbetriebes. Das Opernensemble, das vorerst in die Wiener Volksoper auswich, führte die Proben und Aufführungen im Theater an der Wien durch, bereits nach dem         1. Mai 1945 wurden die ersten Vorstellungen gegeben. Aufgrund der desolaten Zustände am Theater an der Wien versuchte die Direktion, finanzielle Mittel zu lukrieren, es kamen auch viele Spenden von Privatpersonen. Aber auch die Sowjets zeigten großes Interesse am Wiederaufbau der Oper und spendeten Baumaterial. Nach Abschluß des Staatsvertrages, am 5. November 1955, konnte die Staatsoper mit „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven unter der Leitung von Karl Böhm neu eröffnet werden, der damalige amerikanische Außenminister John F. Dulles war einer von vielen prominenten Besuchern. Dieses besondere Ereignis nütze auch der ORF für eine seiner ersten Liveübertragungen zu einer Zeit, in der es erst ca. 800 Fernseher in ganz Österreich gab.

Am 12. November 2018 war die Staatsoper Schauplatz des Staatsaktes zur Hundertjahrfeier der Republik Österreich. Im Mai 2019, also 150 Jahre nach der Eröffnung im Jahre 1869,  war wieder ein großes Fest angesagt: die Oper feierte auf der Prachtstraße am Ring und 10.000 begeisterte Zuschauer kamen, um mit dem kostenlosen Open-Air-Konzert als Höhepunkt den runden Geburtstag des Klassiktempels zu feiern.

Die Staatsoper gehört mittlerweile dem ganzen Land und die Österreicherinnen und Österreicher sind auch stolz auf „ihre Oper“. Seit 150 Jahren ist sie eine international wichtige Institution und Angelegenheiten der Wiener Oper sind – wie in keiner anderen Stadt weltweit – immer auch öffentliche Angelegenheiten.

 

Die Staatsoper hat ein Repertoiresystem: über 50 Produktionen stehen alljährlich auf dem Spielplan. Daher kann das Haus zehn Monate im Jahr nahezu täglich mit Opern bespielt werden. Somit ist es auch möglich, daß praktisch jeden Tag eine andere Aufführung auf den Spielplan gesetzt werden kann. Das Opernhaus hat im Zuschauerraum 1.709 Sitzplätze und insgesamt 567 Stehplätze, 4 Rollstuhl- und Begleitersitze im Parkett/Parterre, sowie 18 Rollstuhlplätze auf der Galerie.

Zum Jubiläum hat die Direktion eine Fülle von Veranstaltungen, Aktivitäten und Publikationen geplant: so gab es bereits im September 2018 ein Symposium mit dem Thema „Geschichte der Oper in Wien“, im Dezember 2018 wurde das Auftragswerk „Die Weiden“ uraufgeführt, im weltweit ausgestrahlten Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2019 wurde der Pausenfilm „Wiener Staatsoper 1869 – 2019“ dem Haus am Ring gewidmet.

Aber auch bauliche Maßnahmen wurden umgesetzt: die historischen Malereien und Stuckaturen im Vestibül sowie im Schwindfoyer und auf der Schwind-Loggia wurden erstmals seit der Wiedereröffnung im Jahr 1955 in mehreren Etappen umfassend restauriert.

In Kooperation mit der Sektion für Kulturelle Auslandsbeziehungen im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres zeigten zahlreiche Österreichische Kulturforen und Botschaften auf der ganzen Welt in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerinstitutionen Übertragungen aus der Wiener Staatsoper sowie bestehende Opern- und Ballettproduktionen.

Das Jubiläum war auch Schwerpunkt im Programm des Film Festivals auf dem Wiener Rathausplatz. Auf der 300 m2 großen Leinwand wurden zahlreiche große Produktionen gezeigt bzw. live-zeitversetzt übertragen.

Eine umfassende Ausstellung in der Oper selbst zum Thema „150 Jahre Opernhaus am Ring“ zeichnet noch einmal den Weg der Institution nach. Anhand von Originaldokumenten,  Leihgaben und Momentaufnahmen werden künstlerische Positionen, persönliche Schicksale und Wegmarken des Hauses neu beleuchtet.

Rechtzeitig zum Jubiläum erschienen auch die Prachtbände „Das k.k. Hof-Operntheater 1869 / Der Wiederaufbau 1945 – 1955“. Der erste Band erschien zwar schon zur Eröffnung des Hauses im Jahr 1869 in limitierter Auflage, zum Jubiläumsjahr 2019 gibt es exklusiv einen Faksimile-Nachdruck. Herausgeber ist die Wiener Staatsoper, erhältlich u.a. im Arcadia Opera Shop.

In Zusammenarbeit mit ORFEO respektive Arthaus Musik veröffentlicht die Wiener Staatsoper  Spezial-Editionen wichtiger Aufnahmen auf CD bzw. DVD aus dem Haus am Ring.

Eines ist jedenfalls sicher: die Wiener Staatsoper wird auch in Zukunft tonangebend und ein Genuss für alle Sinne bleiben.

 

Sept19/hkr