Übergabe des Vorsitzes im Nordischen Ministerrat von Finnland an Dänemark

Die Flaggen der Nordischen Länder © Diplomacy & Commerce Austria

Gleich zwei Anlässe galt es am 16.Oktober 2025 in der finnischen Botschaft in Wien zu würdigen: zum einen die Übergabe des Vorsitzes im Nordischen Ministerrat von Finnland an Dänemark, zum anderen die Förderung und Präsentation der finnischen Kulinarik.

Aus diesem Anlass gab die finnische Botschafterin in Österreich, Nina Vaskunlahti zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den nordischen Ländern einen Empfang.

Der „Nordische Ministerrat“ wurde 1971 gegründet mit Sitz in Kopenhagen, wurde als Regierungsebene der nordischen Zusammenarbeit geschaffen und ist ein intergouvernementales Forum für die nordisch-staatliche Zusammenarbeit. Mitglieder sind Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden und die Autonomen Regionen Åland (Finnland), Färöer und Grönland (beide Dänemark). Verantwortlich ist die Institution für die Regionalpolitik und grenzübergreifende Zusammenarbeit. Als Teil seiner Regionalpolitik bietet der Nordische Ministerrat Unterstützung für die grenzübergreifenden Regionen, er erhält vom Nordischen Rat ausgearbeitete Gesetzesentwürfe zur Rechtsangleichung und Harmonisierung der nordischen Gesetzgebung. Weiters betreibt der Nordische Ministerrat einen Informationsservice, „Hallo Norden“, der umfassende Informationen über Krankenversicherung, Renten-,

Steuer-, Arbeitslosengeld und Stipendien für Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten enthält. Die Vision der nordischen Ministerpräsidenten ist es, diese bis 2030 zur nachhaltigsten und am stärksten integrierten Region der Welt zu machen. Die Aktivitäten des Nordischen Ministerrates werden von den Mitgliedsländern co-finanziert.

Die Botschafterinnen und Botschafter der Nordischen Länder in Wien, von l.n.r.: Annika Ben David-Schweden, Helga Haugsdóttir-Island, Christian Grønbech-Jensen-Dänemark, Susan Eckey-Norwegen, Nina Vaskunlahti-Finnland © UNCAV

Finnland übergibt den Vorsitz für 2026, den es zuvor von Schweden übernommen hatte, an Dänemark. Die finnische Botschafterin Nina Vaskunlahti fasste in ihrem statement das Erreichte und Geplante zusammen: einen gemeinsamen nordischen Arbeitsmarkt gibt es bereits seit 1954 und in den 1950iger Jahren wurden die Passkontrollen zwischen den nordischen Ländern abgeschafft.

Ein besonderer Schwerpunkt der finnischen Präsidentschaft war die Förderung der gesellschaftlichen Sicherheit. Ziel ist es, die nordische Region widerstandsfähiger zu machen und umfassender und breiter auf alle Arten von zivilen Krisen und hybriden Bedrohungen vorzubereiten. Mit dem Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO bieten

sich nun neue Möglichkeiten für die Entwicklung der nordischen Sicherheits- und Verteidigungszusammenarbeit, da alle fünf nordischen Länder zugleich Verbündete sind.

Botschafterin Vaskunlahti/Finnland bei ihrer Ansprache © UNCAV

Was die Digitalisierung und neue Technologien angeht, arbeiten die nordischen und baltischen Länder derzeit an einem Plan, der die verantwortungsvolle Entwicklung und Nutzung von KI in der Region fördern soll. In Kürze wird ein nordisches Zentrum für künstliche Intelligenz eröffnet. Es wird die nordische Zusammenarbeit unterstützen und sich insbesondere auf die Einführung und Innovationen der angewandten KI konzentrieren.

In Wien sucht man gemeinsam mit österreichischen Partnern nach nordischen Lösungen für den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Umweltverschmutzung: Die Konferenz „Circular Futures – Shaping Sustainable, Climate Resilient Cities“ wird gemeinsam von allen nordischen Ländern und österreichischen Partnern wie dem Austrian Circular Economy Forum organisiert. Der erste Teil der Konferenz findet demnächst in Wien statt, gefolgt von der zweiten Phase im nächsten Jahr in Graz.

Der dänische Botschafter Christian Grønbech-Jensen verwies in seiner Rede gleich eingangs auf einen Umstand, der den besonderen Geist des Gemeinsamen im Handeln der nordischen Länder unterstreicht. Laut Rotationsprinzip war es vorgesehen, daß der Vorsitz für 2025 von Schweden an Dänemark übergeben wird. Als sich jedoch herausstellte, dass Dänemark mit seiner Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat, der EU-Präsidentschaft, dem Vorsitz im Arktischen Rat und der nordisch-baltischen 8-

Kooperation ein etwas arbeitsreiches diplomatisches Jahr vor sich hatte, fragten die Dänen Finnland, ob sie tauschen könnten.

Botschafter Grønbech-Jensen/Dänemark bei seiner Rede © UNCAV

Und wie zu erwarten war, zögerten die finnischen Freunde nicht – sie sagten: „Klar, wir machen es.“ Kein Drama, keine Verhandlungen – nur das übliche nordische Vertrauen und Pragmatismus.

Ein weiteres Beispiel für den nordischen Geist zeigte sich vor zwei Wochen, als Dänemark den EPC-Gipfel und den informellen Europäischen Rat in Kopenhagen ausrichtete.

Das Land erhielte Hilfe von der schwedischen und norwegischen Polizei – und nach den Drohnenstörungen in Dänemark in den Tagen vor den Gipfeltreffen erhielten die Dänen auch sehr kurzfristig Unterstützung von Norwegen, Schweden und Finnland – sowie anderen Partnern und Verbündeten – mit Anti-Drohnen-Kapazitäten.

Die nordische Zusammenarbeit mag also eine Marke sein, aber sie ist auch ein besonderer Geist. Der Großteil der Arbeit für das kommende Jahr wird auch vom Geist des Pragmatismus und der Kontinuität geleitet sein.

Angesichts der zunehmenden Rivalität zwischen den Großmächten und wachsender Bedrohungen – sowohl von außen als auch von innen – hat die nordische Zusammenarbeit neue Bedeutung erlangt. Als NATO-Mitglieder und Verbündete werden

die gegenseitigen Verpflichtungen auch real umgesetzt und die Verantwortung als Beitrag zur Aufrechterhaltung und Stärkung der Zusammenarbeit wahrgenommen.

Frau Dr.Benita Ferrero-Waldner bei ihren Ausführungen © UNCAV

Ehrengast der Veranstaltung war die ehemalige österreichische Außenministerin, spätere EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und europäische Nachbarschaftspolitik sowie EU-Kommissarin für Handel, Frau Dr.Benita Ferrero-Waldner. In ihren Ausführungen stellte sie klar, wie notwendig eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei ständig größer werdenden Bedrohungen jeder Art von aussen ist. Auch globale Probleme wie Migration, Kriminalität oder Hunger können nur mit gemeinsamer Anstrengung angegangen werden.

Der zweite Teil der Veranstaltung in der finnischen Botschaft gehörte der Kulinarik. Seit 2015 veranstalten die finnischen Botschaften rund um die Welt finnische Kulinarikwochen. Ziel dieser Zusammenarbeit mit dem Berufsbildenden Institut in Turku sowie dem Schulkonsortium der Region Raisio ist es, die finnische Kulinarik und finnische Lebensmittel weltweit bekannt zu machen und LehrerInnen und SchülerInnen eine einzigartige Gelegenheit zu bieten, internationale Erfahrungen zu sammeln.

Vom 13. bis 17. Oktober fand die Culinary Embassy Week in Wien statt. Es handelte sich um eine einwöchige finnische Kulinarikwoche, in deren Rahmen drei Mahlzeiten für hochrangige Gäste in den Residenzen der bilateralen & UN-Botschafterin Nina Vaskunlahti und des finnischen Botschafters bei der OSZE, Herrn Vesa Häkkinen, serviert wurden.

Gaumenfreuden aus Finnland © Diplomacy & Commerce Austria

Ziel der Zusammenarbeit ist es, das Profil der finnischen Esskultur zu schärfen und die Qualität der finnischen Berufsausbildung hervorzuheben. Die servierten Speisen und Getränke werden auf kreative Art und Weise mit Fokus auf Finnland gestaltet, um gleichzeitig Brücken zur lokalen Kulinariks zu schlagen.

Gefördert und unterstützt werden diese Projekte durch das Erasmus+-Programm der EU.

Einen Vorgeschmack für Gaumen und Augen, wie phantastisch finnische Küche schmecken und wie phantasievoll die Gastronomie im Hohen Norden sein kann, erhielt man beim anschließenden Botschaftsempfang.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit Darbietung von Werken nordischer Komponisten von der norwegische Opernsängerin Hege Gustava Tjønn Ludwig und der Pianistin Irina Nicolayeva

Pianistin Irina Nicolayeva und Opernsängerin Hege Gustava Tjønn Ludwig © Diplomacy & Commerce Austria

Text: Hermann Kroiher, 20.10.2025